Fermentation ist, in aller Kürze gesagt, ein beschleunigter Stoffwechsel, eine enzymatische Verwandlung von organischen Stoffen in Säuren, Gase oder Alkohol. In meinem Story LAB da lassen sich noch ganz andere Dinge fermentieren. Heute geht es besonders um die Systemfermentation. Mit System meine ich z.B: Familiensystem, Bildungssystem, Denksystem, Beziehungssystem, politisches System, Wirtschaftssystem.
Da würden mir noch viele mehr einfallen, aber das würde zu viel Unklarheit in meinen Blogbeitrag heute bringen. Die Systeme zur Verarbeitung von Inhalten und Informationen würden überlastet werden. Das will ich vermeiden.
Meine Frage heute: Was für ein Produkt oder welche Erkenntnis erhalten wir nach der Systemfermentation? Was sind die Voraussetzungen und Rohstoffe?
Was hat das mit Kriegsenkelinnen zu tun? Fermentieren die ihre Geschichte etwa anders?
12 Wochen 12 Beiträge 12 Themen rund um Kraft und Lebenskompetenz und das Ankommen in der eigenen Lebensspur in Krisenzeiten wie diesen gerade, als Kriegsenkelin
Heute Thema n°3
Systemfermentierer
Mein Sytemfermentierer ist natürlich eine Sonderkonstruktion, die meinen hohen Standards absolut gerecht wird. Er arbeitet äusserst präzise, leise und zuverlässig. Die Ergebnisse können sich sehen und spüren lassen und ich mache keinen Hehl daraus: Er arbeitet definitiv nachhaltig und wird dem Modell des Upcyclings mehr als gerecht.
Die Biomasse, die wir hier benötigen, das sind Geschichtenteile. Kleinere oder größere Mengen der eigenen Geschichte, die in den Startbehälter gegeben werden. So, wie sie sind. Pur und unbehandelt. Ich nehme heute exemplarisch mal einen Teil meiner Geschichte und erläutere den Ablauf der Fermentation.
Da ja das Oberthema Kriegesenkelinnen und ihre Kraft in dieser Krise ist, versuche ich mit meinem Beispiel wirklich aktuell zu sein. Es geht um Sichtbarkeit und Selbstverständnis versus Unsichtbarkeit und Selbstverleumdung. „Nimm Dir mal ein Beispiel an“ … so haben viele Sätze meiner Eltern und Lehrer damals begonnen. Und das ging nicht nur mir so.
Das war im System verankert. Sich ein Beispiel nehmen.
So war auch die Devise im System: Nicht auffallen, sich nicht zeigen, nicht anders sein, nicht wahr sein. „Das darf doch nicht wahr sein!“ Noch so ein Satz, den ich ziemlich oft gehört habe und ich glaube, ich habe ihn noch etwas anders gehört, nämlich:“Ich darf doch nicht wahr sein.“
Ich bin also ziemlich oft angeeckt im System. Meistens dann, wenn ich sehr mit mir verbunden war, sehr spontan, sehr unkontrollierbar, sehr wild, sehr neugierig, sehr unangepasst. Heute würde ich sagen, dass ich ein normales und sehr sensibles Kind war. Damals fühlte ich mich immer komisch, anders, merkwürdig … draussen.
Was da begonnen hat, das war ein Schleifprozess. Alle Ecken und Kanten, inklusive der Extravaganzen, einmal rund gemacht. Bis nichts mehr markant war, wirklich, bis ich nicht mehr aneckte, vermeintlich, bis ich bis zu meiner eigenen Unkenntlichkeit angepasst war.
Selbstwahrnehmung wurde immer mehr zu einem Fremdwort.
Das System war das Maß der Dinge. In mir und um mich. Ich spürte, wie gut es sich anfühlte, wenn man immer die eigenen Antennen ausstreckte und bereits im Vorfeld ahnte oder sogar wußte, was gebraucht wird und wie es gebraucht wird. Von der Umgebung. In der Familie, in der Schule, in den Jobs später. In den Beziehungen, später. Für jede Situation hatte ich ein breites Spektrum an Reaktionen, Antworten, Lösungen.
Das brachte mir in der Familie und in der Schule immer mehr Anerkennung und Verantwortung. Mit mir konnte man rechnen. Immer. In jeder Lage, In jeder Situation. Mein Repertoire an Antworten auf schwierige Situationen wuchs täglich.
Aber ich verlor auch täglich. Mich selbst ein Stück. Unbemerkt hatte sich das System meine Eigenart einverleibt, meine Extravaganz geklaut und meine Leidenschaft umgelenkt. Da das aber System hatte und es den meisten so ging, fiel mir das nicht weiter auf. Das Beispiel nehmen funktionierte perfekt. Jeder schaute, wie es der andere machte und kopierte. Oder versuchte es zumindest.
Systemverantwortung wächst aus solchen Prozessen. Man lernt nicht die Selbstveranwtortung, sondern genau das Gegenteil. Sich selbst verleugnen und das System wahr nehmen. Ziemlich krank würde ich heute sagen.
Statt Selbstverantwortung lernt man Systemverantwortung
Das kann ziemlich lange so gehen. Manchmal muss man erst richtig krank werden, oder richtig arbeitlos, oder geschieden, oder baut einen Unfall, oder beginnt auf irgendeine Art kriminell zu werden. Bis irgendetwas in uns zum Stillstand kommt. Nämlich genau dieser Systemverantwortungsmechanismus. Dieses ständige: Wenn … Dann Denken. Die Abhängig von einem System, das den Hals nie voll kriegt von uns und unserer Energie.
Bei mir war es eine Mischung aus vielen der oben genannten Dinge … dann habe ich begonnen es still werden zu lassen im Aussen. Hab mir unseren VW Bus gepackt und mir eine Auszeit genommen. Trotz … so vielen Argumenten, die mich immer noch zurückhalten wollten. Sechs Wochen war ich unterwegs. Habe mit niemandem so richtig gesprochen, habe viel innere Arbeit gemacht, Viel aufgeräumt in meinem System.
Damals wusste ich noch nichts von meinem Systemfermentierer. Kannte meine wahre Kraft nicht wirklich, wusste nicht wie dieser Weg zu gehen ist, wie ich das meiner Familie erklären würde. Wie ich in mir neue Ordnung und neuen Frieden schaffen könnte. Es war ein langer Weg des Abschiednehmens von jemandem, der ich geworden war und nicht mehr sein konnte und wollte.
Erst erlebte ich eine Wortebbe und dann kam eine Wortflut, die meine verdorrten inneren Äcker neu belebte und mit Nährstoffen anreicherte. Ich konnte wieder schreiben und ich schrieb und schrieb und schrieb. Das ist bis heute so geblieben. Es war schon immer meine Leidenschaft. Es war schon immer mein Weg.
Heute begreife ich meine Geschichte wie eine lange Ausbildung im Zuhören. Denn das ist eine der Grundvoraussetzungen um gute Geschichten schreiben zu können, und auch um verdrehte und verschwiegene Geschichten ins Licht einzuladen. Heute mache ich beides leidenschaftlich und kein System kann mich stoppen.
Aus meinem eigenen Fermentationsprozess habe ich einen übergeordneten Prozess gestaltet, der heute StoryLABbyGO heisst. Hier bekommen Lebensgeschichten die nötige Aufmerksamkeit, die richtige Temperatur und den richtigen Nährboden, damit aus ihnen fruchtbare Äcker werden, energiegeladene Wege und damit Menschen aus ihrer eigenen Geschichte Kraft schöpfen können und sollen, anstatt an der eigenen Geschichte zu erschöpfen.
Ich nehme mir immer noch ein Beispiel an anderen. Heute weiss ich aber um meine eigene Kraft, meine eigene Art und Weise, meine Einzigartigkeit. Wenn ich mich heute umsehe, dann mit einem liebevollen, neugierigen und offenen Blick. Nicht mit einem angstvollen, neidischen und schwachen Blick. Was für mich zählt, das sind gemeinsame Kräfte, neue Ideen, Inspiration im Austausch mit anderen, co creation.
Ich zeige mich gerne heute und sehe und begleite auch andere gerne in ihre Sichtbarkeit, Lesbarkeit, Hörbarkeit
So entstehen wunderbare neue Projekte und Produkte, die anderen Menschen helfen, ihre Geschichte auf ein neues Level zu heben, sie in Besitz zu nehmen und stolz auf sie zu sein. Sich mit ihr zu zeigen, wie sie wirklich ist.
Frisch gestartet in diesem Jahr 2022 ist das Winter LAB innerhalb des StoryLABbyGO. Thematisch geht es um WESENTLICH WERDEN. 5 Tage, 5 Impulse, 5 Wort Patisserien und 5×15 Minuten Essenzcoaching mit mir 1:1. Für 120 € Commitment Pauschale.
Eine Woche intensiv arbeiten. Mit mir.
Wenn Du Lust bekommen hast, auch Deine Geschichte einmal in den Systemfermentierer zu geben und wieder mehr in Deine Dir eigene wesentliche Kraft kommen möchtest, dann trag Dich gerne in mein Buchungsformular ein. Hier der LINK zu meiner Webseite. Du erhälst noch weitere Informationen und den Buchungslink:
Vielleicht sehen wir uns im Winter LAB! Das würde mich freuen. Vielleicht sehen wir uns aber auch in einem meiner anderen Formate. Mutterland öffnet im Januar für einen neuen Zyklus die Türen. Und hier findest Du auch dafür weitere Informationen auf meiner Webseite.
Gerade komme ich aus einer intensiven Exkursion einmal quer durch das magische Mutterland. Faszinierend, wild und ungezähmt. So erlebe ich immer wieder diese Tage des Rückzugs und der Entdekcung eines inneren Landes, das so viel zu bieten hat.
Natürlich können wir unsere Geschichte mit dieser ersten Beziehung in unserem Leben nicht ändern. Was wir aber ändern können, das ist unser Blick darauf, unser Umgang mit ihr. Das ändert die Geschichte vollkommen.
Hier findest Du weitere Informationen und die Möglichkeit ein kostenfreies Klärungsgespräch mit mir zu führen:
Für heute sende ich Dir Herzensgrüße aus dem StoryLAB … Gudrun Otten