Der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt

Jeder kennt ihn, den berühmten Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt. Meistens meinen wir damit Gefühle, die nicht mehr zurückgehalten werden können und sich oft  explosionsartig einen Weg suchen … und ihn auch finden.

Oder Situationen, die sich zuspitzen und dann einen unkontrollierbaren Ausbruch an gestauter Energie auslösen. Etwas wird zerstört, beendet, radikal verändert. Es gibt unterschiedliche Tropfen und auch unterschiedliche Fässer. die überlaufen können.

Wir benutzen Wasser in unserem täglichen Sprachgebrauch so viel, dass alleine diese Tatsache ein Hinweis darauf ist, wie wichtig Wasser in unserem Leben ist. Zum größten Teil bestehen wir selbst aus Wasser. So dass der Schluß zugelassen ist, dass auch in unserem Körper Fässer zum Überlaufen gebracht werden können.

Heute ist Weltwassertag! Die UN hat diesen Tag zu einem Denktag gemacht. Wasser ist Nachhaltigkeitsziel n°6 von insgesamt 17 Zielen. Von 2018 – 2028 läuft die Dekade für Aktionen, die die Wahrnehmung für die Resource Wasser schärfen soll, denn Billionen von Menschen haben sie nicht alltäglich zur Verfügung.

Ich lebe auf Mallorca und auch hier ist Wasser immer wieder ein Thema, denn Mallorca ist touristischer Hotspot und Hotelanlagen, Golfanlagen, Schiffsanlagen usw. verbrauchen große Mengen Wasser, in vielen Fällen vollkommen sinnlos und unachtsam. So kommt es auch hier immer wieder zu Verknappung.

Wie kann man auf angenehme Weise Menschen dazu anregen, über den Verbrauch von Wasser mehr nachzudenken, es nachhaltiger zu benutzen. Der schwedische Designer Jan Svedholm und Antonia Zoe Strunk, eine junge Designerin, haben sich Gedanken gemacht und eine Sanduhr entwickelt. Sie heisst OMM. Das bedeutet: ONE MORE MINUTE.

Gemeint ist die eine Minute, die wir noch unter der warmen Dusche verbringen wollen, der eine Moment noch, wo wir uns entspannen und berieseln lassen wollen. Diese Sanduhr läuft exakt 5 Minuten, dann ist Schluß … mit dem duschen. Es ist ein schönes Objekt, das in vielen Hotels installiert wurde und nachgewiesenermaßen sparen die Betriebe enorme Mengen Wasser jährlich. Ohne den erhobenen Zeigefinger. Man dreht einfach die Sanduhr um, wenn man den Duschhahn aufdreht und sieht den schwarzen Sand rieseln.

Mir gefällt die Idee und auch das Design und wir haben so ein Objekt auch bei uns …

Ich habe dazu eine Geschichte geschrieben. Sie heisst genau wie die Sanduhr  und es geht um Zeit.  Um dieses „fast zu spät“ … Zu Ehren des Wassers heute, veröffentliche ich diese Geschichte hier in meinem Blog. Viel Spaß beim Lesen und Leben ….

 

omm

one more minute

Impulsgeschichte n°10

Aigua/Wasser/Water/Agua/Eau/

Summenformel: H2O

oder:

Wasser

eine Verbindung von 2 Gasen:

Wasserstoff und Sauerstoff

2 Wasserstoffatome in einem

Winkel von 104,5° an 1 Sauerstoffatom

 

Warum fallen einem manche Dinge so schwer?

Warum können wir uns nicht mehr erinnern?

Wann beginnt eine Katastrophe wirklich?

Was ist eine Katastrophe, wirklich?

Warum spüren wir die Natur nicht mehr?

Warum handeln wir erst, wenn es zu spät ist?

 

Ist es zu spät gewesen?

NEIN … nicht wirklich

JA … natürlich

 

Die Trockenheit hatte die Menschen unbeweglicher gemacht.

Innen und außen.

Der Tagesfokus hatte nicht mehr dem Alltagsgeschäft gegolten. Dafür war keine Zeit mehr gewesen.

 

Auch in den Menschen selbst war alles irgendwie zum Stillstand gekommen. Keine Verbindung spürbar. Der Fluss der Gedanken war ebenso ins Stocken geraten, wie der natürliche Fluss des Wassers.

 

Stundenlang mussten sich Menschen in lange Schlangen Wartender einreihen um die tägliche Wasserration abzuholen.

 

Warten

auf Wasser

das war niemand gewohnt

 

Warten

auf Wasser

daran wollte sich niemand gewöhnen

und trotzdem standen sie jetzt da, wartend.

 

Leise Gespräche plätscherten vor sich hin. Erst schienen alle mit sich selbst zu sprechen, dann fühlte es sich so an als ob die Worte durch die Luft fliegen würden um sich dort mit anderen Worten zu verbinden. Zu Sätzen.

 

Eine Unterhaltung kam in Fluss, die auch die Menschen wieder in Bewegung brachte.

 

Langsam.

Alles ging langsamer

und das tat allen gut.

 

Spürbar.

 

Neue, andere Gedanken öffneten innere Schleusen. Das konnten die Menschen körperlich spüren.

In dieser erzwungenen Ruhe begannen ihre Körper sich zu erinnern: An den Raum aus dem sie gekommen waren.

Ein Raum gefüllt mit Wasser, Fruchtwasser. Nahrhaft, warm, geschützt. Das hatten sie vergessen.

Der Gang zur Wasserverteilstelle wurde zu einem wichtigen Ritual der Erinnerung.

 

WARUM?

 

Es hatte sich ein Gefühl von Verbundenheit eingestellt. Das hatten sie lange nicht mehr gefühlt.

Eine erstaunliche, selten gewordene Kooperation breitete sich aus.

In dieser Zeit hörten sie zum ersten Mal von omm.

omm war wie eine neue Frequenz, die vorher niemand wahrgenommen hatte.

Jetzt war sie spürbar.

omm umfasste jene Zeit, die ständig verpasst wurde.

Jetzt war sie da.

omm war ein Gefühl nach dem alle suchten.

omm wusste all das.

omm war all das …

omm war Erinnerung.

Sie war jene Zeit, die Verbindung schaffte. Sie war die Zeit, die gibt was in ihr steckt: Liebe, nichts weiter. Erstmal nur für eine Minute. Bewusst. Jeden neuen Tag. Fühlen. Fließen lassen. Teilen.

omm war diese eine Minute mehr.

In ihr lag das Geheimnis der Veränderung.

Einfach, unspektakulär, für jeden, für alles, immer, wob sie sich in Gedanken und Gefühle.

Was in dieser einen Minute geschah, das grenzte an ein Wunder. Als würde sich ein innerer Schleier heben, begannen die Menschen sich selbst und ihr Leben anders wahrzunehmen.

Sie konnten ihr eigenes inneres Wasser wieder spüren. Es war klar und weise. Der Dialog hatte wieder begonnen.

Ein Gefühl von Verbundenheit und tiefem Vertrauen strömte durch ihre Körper und Gedanken.

 

Es wurde tief zugehört.

Es wurde tiefes Verständnis aufgebaut.

Es entstand etwas Neues: Gemeinschaft.

Sie fühlten sich beteiligt, machtvoll und menschlich.

 

Es war ein ehrlicher Frieden in dieser Katastrophe entstanden. In und um jeden einzelnen Menschen.

Sie waren in Fluss gekommen. Flossen. Sie waren der Fluss.

Der Strom dieser Erkenntnis, brachte die Menschen in Bewegung und omm ging um die Welt mit dem Maskottchen, der Sanduhr, im Gepäck.

One More Minute for the WATER. Just remember your watery soul. That`s where home is.

© Gudrun Otten 2018, Mallorca

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