Drinnen oder Draussen: Die Zugehörigkeitsschleuse

Drinnen oder Draussen … wer entscheidet eigentlich, ob man dazugehört oder eben nicht? Wer stellt dafür die Kriterien auf und achtet auf deren Einhaltung? Für wen sind diese Kriterien eigentlich gemacht und für wen sind sie wichtig? Zugehörigkeit ist eine der zentralen, wenn nicht die zentrale Bedingung im Leben aller Kreaturen. Auch für uns Menschen. Es hat lebensbedrohliche Konsequenzen, wenn wir nicht dazugehören.

Wir sind bei Blogartikel n° 9 meiner Serie über die Krisenkraft der Kriegsenkelinnen.

12 Wochen 12 Beiträge 12 Themen rund um Kraft und Lebenskompetenz und das Ankommen in der eigenen Lebensspur in Krisenzeiten wie diesen gerade, als Kriegsenkelin

Heute Thema n°9

Die Zugehörigkeitsschleuse

 

Zugehörigkeit ist ein menschliches Bedürfnis. Wir wissen instinktiv, dass wir alleine nicht überleben können. Das galt früher in der Wildnis und das gilt noch heute in unserer Zivilisation. Wir leben von und durch Verbundenheit und Verbindung. Geht uns dieses Gefühl verloren, werden wir krank. Psychisch und auch physisch. Seelisch und spirituell.

Unverbunden wird ein Mensch krank

 

Da ist unsere Gesellschaft angekommen. Kollektive Unverbundenheit trudelt durch die von sich selbst erschaffenen Zugehörigkeitsschleusen. Es geht nicht um Menschen. Es geht nicht um die Bedürfnisse von Menschen. Es geht um Systeme und die Bedürfnisse von Systemen. Leider erschaffen von Menschen.

Die sich unterwegs selbst abhanden gekommen sind. Kollektiv taumeln wir durch ein Ungleichgewicht und damit das nicht ganz so weh tut, tun wir so, als sei das normal. Wir schauen uns um und sehen diese gähnende Normalität, diese Herzensgleichgültigkeit und Arroganz dem Wahren und Verbundenen gegenüber.

Das große Nichts macht sich immer breiter und Erfüllung scheint wie ein Fremdwort zu sein. Wie kann sich eine Menschengesellschaft kollektiv so entwickeln? Das ist eine interessante Frage und die Antwort liegt für mich in einem einzigen Wort:

TRAUMA

 

Trauma ist eine interne Antwort auf ein externes Geschehen. Mit dem der Mensch nicht adäquat umgehen konnte, überfordert war, zu verletzt, seelisch oder körperlich. Meistens beides. Das Gefühl wird abgeschaltet für die Situation, für das Geschehene und damit auch für sich selbst. Mit verheerenden Folgen im Gepäck, denn ein emotional derart abgeschalteter Mensch geht nicht mehr in eine vertrauensvolle Verbindung … weder zu sich selbst noch zu anderen Menschen. Zum Leben insgesamt.

Es wird um die Gefühle herum gelebt.  Das Leben fühlt sich um Grade kälter an so. Die Entscheidungen haben ihren Schwerpunkt auf Sicherung und Sicherheit. Beziehungen werden so gewählt, dass das Trauma und seine Auswirkungen unberührt bleiben. Mit anderen Worten beginnt ein großes Versteckspiel mit oft dramatischen Folgen. Denn man findet sich selbst immer weniger.

Um welches Gefühl lebst Du herum?

 

Corona hat mit dem Versteckspiel auf subtile Weise aufgehört. Jedenfalls kann man das so betrachten und dann öffnen sich Perspektiven. Dann wird der Blick frei auf ein großes und weites Feld.  Dann sieht man das kollektive Trauma und sich selbst darin abgebildet. Für mich war es wie ein Schnappschuß, eine Momentaufnahme auf den Stand der Dinge.

Mit diesem Blick ergeben sich Möglichkeiten das eigene Leben neu zu betrachten und die eigene Geschichte neu zu verhandeln, einen neuen Lebensrahmen zu schaffen. Es könnte ein korrektiver Blick sein, einer der integriert, was wir ausgeklammert haben: Uns selbst, unsere Gefühle, unsere Wahrheit. Es könnte ein großes NACH HAUSE kommen zu sich selbst sein.

Komm nach Hause zu Dir selbst

 

Das ist die erste und wesentliche Zugehörigkeit für uns Menschen. Wenn wir uns selbst verloren haben, trudeln wir, bodenlos und ungehalten. Wenn wir uns mit uns selbst in der Tiefe verbinden, dann spüren wir wieder die tiefe Verbundenheit zu einer Kraft, die unerschöpflich ist. Im wahrsten Sinne des Wortes.

Der Name für diese Kraft ist LIEBE. Für sich selbst und dieses Leben, für die Menschen darin, die Tiere und Pflanzen, die Meere und Seen, Flüsse und Berge, Wiesen und Wälder, die Luft und die Erde … das Feuer und das Zusammenspiel all dieser Elemente. Wir darin sind die pure Magie und sperren uns selbst aus diesem Paradies aus.

Die Krise, die im letzten Jahr unser Leben massiv verändert hat, kann wie ein Wecker wirken und die verbannten Gefühle langsam wieder auftauen helfen. Es gibt viele Zeichen dafür, dass das in vollem Gang ist. Menschen kollektiv beginnen, sich ihrer Wahrheit zu widmen und sich gemeinsam auf einen neuen Weg zu machen.

Eine Sehnsucht ist wach geworden

 

Eine Sehnsucht nach Frieden, der unbedingt erst in jedem einzelnen Menschen beginnen muss. Ein unbefriedeter Mensch kann nicht im Aussen wahren Frieden herbeiführen. Es wird immer deutlicher wie wir kollektiv durch Kriege traumatisiert worden sind und immer noch werden.

Diese Traumatisierungen werden weitergegeben. Von einer Generation auf die andere und es erfordert sehr viel Weisheit und Wissen um die Wirkung von Trauma, um bei der Heilung und Integration zu unterstützen. Wir müssen uns liebevoll diesen Wunden zuwenden und sie sanft beleuchten. Dann verändern sie sich und geben ihr verborgenes Potential preis. Ihre Kraft wird so gelöst und in eine positive Energie transformiert.

Ein derart geheilter Mensch wird zu einer Quelle des Friedens

 

Er kann gar nicht anders. Die Energie, die er ausstrahlt wird andere Menschen anziehen und einladen sich selbst um ihren inneren Frieden zu kümmern. Jeder Mensch kann Beitrag sein und kollektiv geheilte Menschen werden in der Lage sein, neue Entscheidungen zu treffen, die im Einverständnis mit dem Umfeld  entstehen.

Ein derart von innen heraus gestalteter Klimawandel wird die Welt nachhaltig verändern und die wieder wärmer gewordenen Herzen geben der Mutter Erde die Möglichkeit zu entspannen und sich von der Überhitzung zu erholen. Frauen haben einen großen Anteil an diesem Klimawandel, denn es sind ihre Stimmen, die fehlen. Es sind ihre Beiträge, die fehlen. Es ist ihre Energie, die fehlt.

Dieser Beitrag ist also keine sanfte Einladung sondern ein ganz klarer Aufruf, besonders an Frauen, ihre Stimme erstmal selbst zu hören, sich selbst in der Tiefe zuzuhören und dann ihre Stimme zu erheben … aus dem Dunst des Schweigens. Es braucht Mut, ja. Es braucht Entschlusskraft, unbedingt. Es braucht Gemeinschaft für diesen Weg. Das schafft kein Mensch alleine. Wir brauchen Verbündete unterwegs. Menschen, die liebevoll erinnern, wenn wir vergessen, wenn wir zaghaft sind, wenn uns scheinbar die Kraft fehlt.

Wenn wir uns aufmachen, im wahrsten Sinne des Wortes, dann kommt etwas in uns in Fluß. Wir setzen etwas in Gang. Die unumkehrbare Rückkehr des Selbst. Ein verbundenes Wesen, das nichts weiter als Liebe ist, die wir großzügig verteilen. Die sich selbst großzügig verteilt. Das Paradies auf Erden. Es lohnt sich dafür zu gehen.

Es wäre schön, wenn sich jetzt in Dir ein wohliges Gefühl ausgebreitet hätte. Du während des Lesens gespürt hättest, wie schön sich ein offenes Herz anfühlt und wie kraftvoll die Energie spürbar wird, die so ein Herz in sich trägt. Diese Kraft hat das Potential Zugehörigkeitsschleusen ganz weit zu öffnen und einen Strom der Verbundenheit durch das Leben zu ermöglichen. Wie ein großer Fluß des Lebens an dessen Ufern es üppig blüht.

Wenn Du Lust hast, schreib mir gerne Deine Gedanken und Gefühle dazu. Für heute sende ich Dir Herzensgrüße

Gudrun

P.S.: Es gibt einen interessanten und bewegenden Film zum Thema Trauma. Ich füge hier den LINK bei:

 

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Ich selbst bin diesen heilsamen Weg gegangen und bin immer noch unterwegs. Ich spreche und schreibe aus meinen eigenen Erfahrungen. Habe selbst eine Psychoanalyse nach C.G.Jung durchlaufen. Meine Diagnose: PTBS nach dem 2. Weltkrieg.  Mein Weg hat mich zurückgeführt zu mir selbst und von da aus lebe und arbeite ich. Was ich während meiner Arbeit mit Menschen sehe, das ist verkörperte Energie, ein Ganzes und nicht Teile. Heilsame Blicke.

 

 

 

 

 

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