Corona … Pest … Kriegsenkel

Klasse, wenn Du trotz dieser Überschrift weiterliest. Ich denke nicht immer stundenlang über die Überschrift für einen Blogbeitrag nach. Manchmal kommen die Worte sehr spontan und ich schreibe sie hin … stell sie in die Zeit und lasse meine Gedanken laufen! Es hat auch nichts mit SEO zu tun und ich wiederhole auch keine Worte, die  SEO optimiert sind.

Ich habe und benutze meine eigene innere Suchmaschine. Meine Erinnerung, meine Wortspeicher, mein Körpergedächtnis. Da sprudeln die Quellen sehr intensiv gerade und ich bin kein Einzelfall. Keine Ausnahme. Keine Extrawurst. Hier kommt auch schon der erste Bezug zu einem Wort in meiner Überschrift:

KRIEGSENKEL

Ich hab lange geschwiegen. In mir und um mich. Als dieses Thema vor mehr als 25 Jahren auf mich zukam, da war ich beim Schlecker von einem Privatdetektiv erwischt worden. Beim Klauen. Nichts Wichtiges. Nichts, was ich gebraucht hätte. Nichts von Bedeutung. Es war ein Ausdruck für meine innere Notlage. Für dieses Gefühl, dass mir nichts zusteht … nach all dem Leid, das meine Eltern und Großeltern ertragen mussten. Als Kinder in einem Krieg.

Das Wort Extrawurst wurde oft bei uns zu Hause benutzt. Die wurde nämlich nicht für uns gebraten. Statt dessen immer der Hinweis auf die Biafra Kinder, deren Bilder laut schreiend in den Nachrichten gezeigt wurden. Meine Eltern glaubten damals, sie würden mir so klar machen können, dass ich es verdammt gut habe. Das Leben, so wie es war, schon die Extrawurst bedeutete, denn wir hatten keinen öffentlichen Krieg. Nicht in unserer Familie und nicht um uns.

SCHEINBAR

 

Denn was ich empfand, war mehr als bedrohlich. Ich hatte keine Worte dafür. Konnte meinen bedrohten Gefühlen keinen Ausdruck verleihen. Konnte nicht sagen, wie mich die Angst innerlich lähmte. Wie sehr mich etwas mitnahm, was ich nicht erlebt hatte. Meine Eltern schienen dafür keine Antennen zu haben. Es schien, als wäre es mein Job Antennen für sie zu entwickeln. Ihnen von den Lippen und aus den Herzen zu lesen. Was sie brauchten und wie sie mich brauchten.

Diese Antennen sind immer weiter gewachsen und immer sensibler geworden. Ich bin an den Punkt gekommen, damals nach dieser Schleckeraffäre, wie ich sie heute nenne, dass ich einsehen musste, das da etwas ganz tief in mir nicht stimmte. Ich nicht stimmte. So, wie ich war. Ich habe damals eine Psychoanalyse begonnen. Die Analytikerin eine Expertin auf dem Gebiet der Posttraumatischen Belastungsstörung nach dem zweiten Weltkrieg.

Erstmal atmete ich auf. Das Kind hatte einen Namen bekommen. Ich hatte einen Hebel bekommen an dem ich arbeiten konnte. Ich hatte ein Ziel: Diese Störung zu beheben. Es begann eine sehr lange Reise in mir und ein sehr großes Aufräumen. Ich habe damals mit meiner Mutter eine Art Tagebuch begonnen.

Ich hatte sie gebeten mir ihre Erinnerungen aufzuschreiben an ihren Vater. der war im 2. Weltkrieg mit 35 Jahren „gefallen“ …. und nicht wieder aufgestanden. Meine Mutter war damals 10 Jahre und plötzlich dann erwachsen. Die Trauer verschleppt, denn dafür hatte es keine Zeit und keinen Raum gegeben. Diese Trauer hatte sich in ihre DNS gegraben und täglich zog sich diese Trauerspur durch ihre Existenz.

Sie hatte begonnen zu warten auf einen Menschen, der nie mehr gekommen war. Dieses traurige Warten, das hatte ich gespürt als Kind. Das musste sie nicht benennen. Das hatte keine Worte. Das hatte nur dieses Gefühl. Das wollte ich ihr abnehmen.

In diesem Tagebuch ging es aber sehr freudig zu und meine Mutter malte dort ein Bild von einer Beziehung, die sehr lebendig und heiter war. Eine Vater-Tochter Beziehung, die voller schöner Momente war. Voller Liebe und Präsenz. Voller Vertrauen und Lebensfreude. Voller Zukunft. Die dann plötzlich weg war.

Ich habe die Trauer meiner Mutter mitgetragen und versucht mich leicht zu machen in meinem Leben. Nicht zu viel zu werden. Keine Probleme zu machen. Allerdings ist mir das nicht gelungen. Als Kind habe ich große Probleme gehabt und gemacht. War auffällig unruhig und unkonzentriert in der Schule.

Die Lehrerin wollte mich damals in eine Hilfsschule stecken. Sie konnte mich nicht leiden. Sie wurde nicht fertig mit mir. Ich kam dann in die Hauptschule, wo die Lehrer die Köpfe schüttelten über meine Noten. Ich lag überall zwischen 1 und 2 und niemandem war klar, was ich auf der Hauptschule zu suchen hatte.

Meine Eltern trauten dem Frieden nicht wirklich und ich kam erstaml auf die Realschule. Hier auch wieder gute Noten. Anscheinend hatte ich die Kurve gekriegt. Das dachten meine Eltern. Und ja, ich hatte die Kurve in mir gekriegt. Ich war älter geworden. Mit einem Schlag. Im wahrsten Sinne des Wortes. Denn ich hatte viel Prügel bezogen wegen meiner ständigen Schwierigkeiten, die ich meinen Eltern machte.

Dann hatte ich es kapiert und hörte mit dem Stören auf. War angepasst und lernwillig und auch fähig.

ANPASSUNG

 

Das ist auch heute wieder ein großes Thema. Ich als Kriegsenkelin habe die hohe Kunst der spontanen Anpassung von der Pieke auf gelernt. Wenn es Menschen gibt, die sofort alles ändern können, sofort von einem Vorhaben, einem Ziel ablassen können, weil die Umgebung das nicht weiter zulässt oder ermöglicht, dann sind es Kriegsenkel.

Sie passen sich an. Mit jeder einzelnen Faser ihres Körpers sind sie in der Lage sich neu zu justieren. Neue Perspektiven zu probieren und sie auch zu vertreten. Das sind Fähigkeiten, die heute besonders existentiell sind. Ich bezeichne es heute als eine meiner besonderen Fähigkeiten. Allerdings agiere ich dabei heute aus meiner Mitte. Meinem Zentrum.

Das hatte ich lange Zeit nicht. Mein Zentrum waren meine Mitmenschen, meine Familie. Es gab also viele Lebenszentren ausserhalb von mir, die ich alle auf eine ganz bestimmte Art und Weise bediente. Lange Jahre.

WIDERSTAND

 

Ich habe in meinem Leben sehr viel Widerstand erfahren. Gegen mich und meine Art. In meiner Familie ist da ein Grundmuster gelegt worden, das ich dann erkannt habe und verändern konnte. Ich war nicht das Kind, das meine Eltern gebraucht hätten. Und meine Eltern waren nicht die Eltern, die ich als Kind gebraucht hätte. Widerstand war da also vorprogrammiert. Auf beiden Seiten.

Was in mir geblieben war, war der Widerstand gegen mich selbst. Ich war mir selbst zu einer Art Feind geworden und habe kein gutes Haar in mir und an mir gelassen. Das war ein gutes Stück Arbeit, mich selbst vom Gegenteil zu überzeugen. Was hat mir dieser Widerstand an Positivem gebracht?

GESPÜR

 

Ich habe ein Gespür entwickelt für diese Art Widerstand gegen sich selbst in Menschen. Für diese Art von Übertragung. Der Feind quasi im eigenen Haus. Das ist eine Herausforderung. Der stellen sich täglich Millionen von Menschen. Die Krise, die wir derzeit erleben, bringt auch diese Widerstände nach oben. Verzweifelt suchen Menschen das Vertrauen in sich, dass sie sich nicht zugestehen. Immer noch nicht. Jetzt wäre die Möglichkeit in eben dieses Vertrauen zu investieren und einen Blick zu wagen. Hinter die eigenen Kulissen.

SPÜRBAR

 

Das Leben entwickelt sich spürbar anders, wenn wir im Vertrauen sind. Zunächst im Selbstvertrauen. Eine eigene, zuverlässige, innere, starke und klare Quelle zu spüren aus der wir schöpfen, wann auch immer uns danach ist. Wann auch immer wir das brauchen. Diese Quelle oder auch Mitte oder Zentrum ist immer da. Das ist ein schönes Bewusstsein. Sie verlässt keinen Menschen je. Nur ist es sehr oft ein Stück Arbeit, ein Stück Weg dorthin zu kommen. Es sind einige Blockaden, in Form von Glaubenssätzen auf dem Weg zu erkennen und aufzuösen.

Was darin zu finden ist, ist pures Lebensgold. Eine pure, klare und ehrliche Kraft, der wir vertrauen können und auch sollen. Gerade in Zeiten wie diesen. Wir brauchen sehr viele Menschen in diesem Bewusstsein, in diesem Vertrauen, denn nur so so werden wir in der Lage sein, eine wirkliche Veränderung anzutreiben mit unserer menschlichen Energie … Eine neue Normalität ist nicht anzustreben.

WELLE

 

Es muss eine noch nie dagewesene Welle an Ehrlichkeit geben. Sich selbst gegenüber. Es muss eine Welle tiefen Mitgefühls geben. Allem gegenüber was unerlöst noch in Menschenleben Entwicklung verhindert. Es muss eine Welle von Respekt geben. Allem gegenüber und allen gegenüber, die mit uns diesen Planeten teilen. Ich wünsche mir ein Streben nach offener und ehrlicher Gemeinschaft in der individuelle Entwicklung erst möglich wird. In einer solchen Gemeinschaft könnte dann eine Bildung stattfinden, die tiefer geht als das bisherige Bildungssystem verantwortet.

Derart gebildete Menchen würden in Selbstverantwortung ihr Leben gestalten und Teil einer Gemeinschaft sein, die ihr Denken und Handeln nicht abhängig macht von einer Obrigkeit, deren Interessen lediglich der Selbsterhalt ist. Wäre es nicht einen Anfangsgedanken wert? Erstmal nur für Dich? Was würde es in Deinem Leben verändern? Was würdest Du in Deinem Leben verändern?

Ach ja, die PEST fehlt noch. Ich habe einen interessanten Artikel gelesen zu dieser Corona Diskussion. Er hat mich berührt, denn in diesem Artikel wurde an die Pest erinnert und an den Umgang mit dieser Krankheit damals und was dieses Ausmaß erst möglich gemacht hat. Es ist die Sicht eines Psychotherapeuten.

Ich führe das hier nicht weiter aus, füge den LINK zum Artikel allerdings hier an.

Was für mich das Interessante an diesem Artikel war, war der Bezug zu Corona heute und zu unserem kollektiven Unbewussten, dass nach wie vor noch die Pesterfahrung von vor vielen Jahrhunderten in sich trägt. So viele andere Erfahrung, die wir kollektiv als Menschheit gemacht haben, haben unser Verhalten kollektiv geprägt und es könnte jetzt eine Zeit sein, in der wir auch kollektiv diese Erfahrungen in unser Bewusstsein holen und sie ein für alle Mal heilen.

Das ist mehr als eine Idee. Das könnte eine konstruktive und positive Revolution auslösen. In der sich ein geklärter Geist am anderen ansteckt und wir so flächendeckend Menschen werden, die selbstverantwortlich, respektvoll und friedlich auf diesem Planeten Entwicklung der anderen Art vorantreiben.

Unsere Lebensstrukturen könnten sich von Grund auf ändern und damit ein Leben ermöglichen in dem wirklich Platz und Raum für alle ist. Nahrung und Wasser für alle verfügbar ist und wir endlich erkennen und anerkennen, das wir in einem Paradies gelandet sind, das es zu schützen und zu respektieren gilt.

Ja, soviel heute zu diesem 8. Mai. Dem Tag der Kapitulation. Aufgeben. Den Wahnsinn und inneren Wiederaufbau betreiben. Was wollen und werden wir diesmal wieder aufbauen? Starke Gemeinschaften? Ich bin dabei! DU AUCH?

Herzensgruß aus dem Kloster in Felanitx von

Gudrun Otten

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Montag geht es los! Es ist spannend, es ist leicht, es ist kraftvoll und es ist intensiv!!!!!! Meine Teilnehmerinnen bisher haben es geliebt, genau wie ich!

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