PAULA & THEO Nach Hause kommen

Von Müttern und Menschen

In mir ist immer noch Festtagsstimmung, wenn ich Paula & Theo in den Händen halte, die Geschichte lese und das Leben meiner Mutter vor meinem geistigen Auge Revue passieren lasse.

Immer wieder kommen neue Augenblicke, Worte, Sätze, Blicke, Situationen, die ich spüre, schmecke, rieche.

 

Ich sehe sie. Ich sehe mich. Manchmal sind wir wie ein Körper und ich spüre ihre Gedanken auf meiner Haut, manchmal bin ich ich und ich spüre meine Phantasie blühen, meine Geschichten sich in meinen Gedanken ausbreiten.

Manchmal spüre ich mich als Kind einer Frau, manchmal als Kind eines anderen Kindes, manchmal als kein Kind von keiner Mutter. Ein Nichts.

 

Ein Niemand. Ein So_Nicht. Ein Du_Nicht. Ein Das_Nicht. Dann scheine ich die Geschichte meiner Mutter zu wiederholen, ihre Gefühle aufzufangen, wie Schmetterlinge. Vorsichtig mit einem Netz, damit die Flügel nicht verletzt werden.

Vorsichtig betrachte und wiege ich sie in meinen Händen. Bewunder und bestaune die Zartheit, die ich nicht wirklich in meiner Mutter gefunden habe, die Sanftheit, nach der ich mich so oft gesehnt habe, wenn das Leben nur noch Überforderung war.

Wusste, meine Mutter sehnte sich nach sich selbst genauso.

 

Manchmal da konnte ich sie sehen, wie sie wirklich war. Auch verträumt. Auch verspielt. Auch neugierig und ungezähmt. Aber in ihrer Welt, da kam das nicht vor. Oder nur als Episode, die plötzlich zu Ende war, weil da ein Krieg zwischengekommen war.

Einer, der sie als 10 jähriges Mädchen einfach so von ihrem Vater trennte und auf die Flucht schickte mit einer Mutter, die vollkommen starr und zeitweise blind auf dieses kleine Mädchen angewiesen war.  Sie hatten plötzlich die Rollen getauscht und es nie mehr rückgängig gemacht.

Die Tochter wurde die fürsorgliche Mutter und die Mutter das bedürftige Kind um das man sich kümmern musste. Meine Mutter tat das. Ihr ganzes Leben lang. Sehr oft mit einer unbändigen Wut im Bauch. Auf das, was hätte sein können und nicht wurde. Auf das, was sie hätte leben können, was nicht gelebt werden konnte und durfte.

Ich spürte diese kalte Wut auf meiner Haut. Sie brannte. So kalt war sie.

 

Es hat tatsächlich sehr lange gedauert, bis diese Gefühle in mir transformiert werden konnten. Bis sie schmolzen, wie die Eiskappen auf Gletschern. Ich selbst in diese Sanftheit eintauchen konnte. Für mich selbst und mein Leben. Mir freundlich begegnen konnte und annehmen konnte, wer und wie ich war.

Es ist ein Gefühl von nach Hause kommen.

 

Sich vertrauensvoll in die eigenen Arme schmiegen und dankbar ein inneres Fest feiern. Vollkommenen Frieden in der eigenen Geschichte spüren und eine tiefe Ordnung darin erleben, die den Körper entspannt. Etwas in den Händen halten, etwas empfangen, was man das eigene Leben nennt. Frei von alten Aufträgen, Übertragungen, Ungeliebtem, Ungebrochenem.

 

Ungehörtem.

 

Ich hatte mich immer unerhört gefühlt, wenn ich meine Wahrheit ausgesprochen habe. Meine Gefühle ausgedrückt habe und meine Wünsche in Sätzen formuliert habe. Das sagt man nicht. Das denkt man nicht. Das macht man nicht. Die anderen waren das Maß der Dinge. Erfolg haben, hatte einen Preis. Der hieß: Schlechtes Gewissen und Schuld. Nicht immer im Doppelpack, aber eines reichte sowieso um Energie zu drosseln.

Die angezogene innere Bremse, das war das Familiensystem. Alle fuhren immer mit in meinem Lebenswagen. Ich habe allen einen Platz eingeräumt und dann auch den Fahrersitz schließlich frei gemacht. Die Führung abgegeben. Nicht mehr selbst mein Leben gesteuert.

Mütter und ihre Rolle in unserem Leben ist immer noch ungeklärt und überfrachtet. Mir hat der Blick auf die Frau geholfen, die mir mein Leben geschenkt hat. Eine Frau, die genau wie ich auch, Träume hatte, Lebenslust und Lebensfreude, Lebenskraft, die unerschöpflich schien. Die eine unfassbare Liebe in sich hatte. Trotz allem! Diese Liebe war unter allen harten Schichten immer wieder zu spüren. Das reichte um zu wissen, dass es sie gab.

Meine Mutter löste diese kalte Distanz vollkommen auf während sie starb. Kam immer näher und heute, sie ist 18 jähre tot, ist sie mir so nah und verbunden. Stärkt meine Wege und unterstützt meine Lebensenergie täglich.

Paula & Theo habe ich ihr gewidmet. Es ist ihre geheilte Geschichte. Es ist meine geheilte Geschichte. Es ist eine heilsame Geschichte, die exemplarisch für einen Transformationsprozess steht, der gerade in Wandelzeiten wie diesen, genau die Kraft und Energie bereithält, die wir jetzt für den Wandel brauchen.

Wir brauchen eine starke eigene Mitte, wir brauchen eine tiefe Verbundenheit und wir brauchen ein ehrliches Vertrauen. Wir brauchen das Gefühl der Zugehörigkeit. All das sprudelt uns aus unserer gelösten Geschichte entgegen, wie aus einer artesischen Quelle. Kein Druck ist nötig, damit die Kraft fließt.

Wenn Dich das anspricht, dann lade ich Dich ins Mutterland special ein. Jeden Monat starte ich neu mit 4 Frauen in individuellen Prozessen. Wir sind 8 Wochen unterwegs, haben 2 Tages Retreats und 4 Zwischenetappen in denen eine neue Geschichte entsteht. Deine neue Geschichte und die Deiner Mutter.

Wir setzen gemeinsam neue Kräfte frei und lassen uns von inneren Bildern durchs Mutterland begleiten. Lösen gemeinsam unterwegs, was blockiert und verzerrt. Was Spannung auslöst und Widerstand provoziert. Bringen Gestautes in Fluß. Schreiben Deine Geschichte neu. Mit erweitertem Blick, offenem Herzen und friedvoller Absicht.

Hier kannst Du ein unverbindliches Klärungsgespräch mit mir buchen:

 

Dieses Gespräch ist hilfreich um zu erkennen und zu spüren, wie es sich anfühlt, wenn dieses Thema zu Wort kommen darf und gehört wird. Was sich neu und anders öffnet, wenn man sich selbst öffnet.

Ich freue mich sehr auf das Gespräch mit Dir und alles, was sich daraus ergibt.

Komm nach Hause zu Dir selbst … Warum nicht jetzt? Herzensgruß von Gudrun

 

PAULA & THEO Wie alles begann

Die richtige Paula & Der richtige Theo

„Man gräbt nicht in der Vergangenheit.“

Das hatte meine Mutter zu mir gesagt, als ich sie gebeten habe, mir etwas über sich selbst und ihren Vater zu erzählen. Ich brauchte nicht lange für eine Antwort. Die war so klar in mir, dass ich ihr sagen konnte:

“ Aber die Vergangenheit gräbt in mir.“

 

Sie muß das verstanden haben, denn es dauerte nicht lange und sie begann eine Art Erinnerungstagebuch zu schreiben. Ich spürte aus den Zeilen heraus, wie sie die Ärmel hochgekrempelt hatte und sich zurückversetzte. Es ist ihr nicht leicht gefallen und was ich zu lesen bekam, das war so warm, verbunden und liebevoll, wie nur ein Kind über den Vater oder die Mutter schreiben kann.

Es war die 10 jährige Paula, die das schrieb … wahrscheinlich für sich selbst.

Auch.

 

Sie hat darin so genau beschrieben, was sie gemeinsam erlebt haben, wie sie sich gefühlt haben und wie es zu Hause zugegangen ist. Sie lebte mit ihren Eltern bei der Großmutter und es gab eine Reihe von Geschwistern, die regelmässig dort waren.

Ich konnte den Kaffee riechen, den Hefezopf schmecken und die Unterhaltung leise hören. Es war eine heile und muntere Welt. Zumindest in ihren Beschreibungen. Mein Großvater war technischer Zeichner in Rheydt bei Schorch. Erst bauten sie Motoren für Zuckerzentrifugen, dann bauten sie Kriegsmaschinen.

Den Grund, warum mein Großvater freiwillig an die Front gegangen ist, den habe ich nie erfahren. Für ihn und Paula ging damit aber die Zeit der Unbeschwertheit zu Ende. Erst kam er mit einem Lungensteckschuß aus dem Lazarett nach Hause. Dann kam er gar nicht mehr heim. Das konnte Paula nicht verstehen und im Grunde konnte das niemand verstehen.

Kümmern musste sie sich dann um ihre Mutter, die so traumatisiert war, das sie die Rollen einfach tauschen mussten. Der Krieg hatte beide an einen neuen Platz gestellt. Paula wurde die fürsorgliche Mutter, während die Mutter zum bedürftigen Kind geworden war.

Tüchtig, das war sie. Paula klaute Kohlen von den Waggons, die im Rheydter Bahnhof langsam einfuhren, tauschte auf dem Schwarzmarkt und funktionierte. Im Grunde bis sie mit 69 Jahren an Krebs starb. Das wiederrum konnte ich nicht verstehen.

Die erwachsene Paula hatte einen Baum.

 

Auf einem unserer gemeinsamen Spaziergänge hat sie ihn entdeckt und mit weit offenen Armen begrüsst. Es war eine alte Buche auf einem Hügel in Perchting bei München. Ich hatte meine Mutter noch nie einen Baum umarmen gesehen. Das war irgendwie erst komisch, dann magisch. Dann wurde meine Mutter krank. Da war der Baum für mich so etwas wie ein Ratgeber und Tröster und wir haben viele  intensive Gespräche geführt.

Bei näherer Betrachtung war mir irgendwann ein Walauge aufgefallen.

 

Auf der Rinde von diesem Baum, den ich begonnen hatte Theo zu nennen. So hatte mein Großvater geheißen. Mit Theo erlebte ich dann in Gedanken all die wunderbaren Dinge, die meine Mutter in ihrem Erinnerungstagebuch beschrieben hatte.

Es wurden heilsame Zeiten dort bei Theo.

 

Nur meine Mutter wurde nicht mehr gesund und ich musste sie viel zu früh gehen lassen. Aus meinen Erlebnissen dort an diesem Hügel mit dem Baum und den Erinnerungen meiner Mutter, ist ein Buch geworden. Eine magische Reise wird darin beschrieben und ein Glück, das am Ende dieser Geschichte doch ein Kreis geschlossen werden kann, den das Leben so machtvoll unterbrochen hat.

Es ist Frieden, der sich einstellt, wenn eine Geschichte transformiert wird.

 

Es ist Kraft, die erwächst aus ihr, wenn sie ihr konstruktives Potential zeigen und entwickeln darf. Es ist die langersehnte Ordnung im eigenen Leben, die sich wohltuend ausbreitet im gesamten Körpersystem. Es ist tiefes Einverstandensein mit allem was ist. Auch wie man selbst ist. Auch was man selbst tut und denkt und fühlt.

Stimmigkeit und Ankommen stellen sich natürlich ein. Die eigene Lebensspur entfaltet sich während man geht und die Erschöpfung aus einer ungelösten Geschichte verwandelt sich in eine Kraft und Leidenschaft, die alles berührt und verändert.

Die Erfahrungen, die ich während meines gesamten Transformationsprozesses gesammelt und gewonnen habe, die gebe ich heute weiter in meiner Arbeit als Life Story Mentorin. Es muss nicht mehr Jahrzehnte dauern, die eigene Geschichte zu heilen. Das weiss ich heute und setze das um.

Meine gesamten Ausbildungen hatten diese Arbeit zum Ziel. Zunächst vollkommen unbewusst, dann immer mehr bewusst bin ich in mein Potential gewachsen und tue das immer noch. Jahrzehntelang habe ich zugehört, Verbindungen hergestellt, Neutralität geübt, Wahrnehmung geschärft.

Zahlreiche hervorragende Therapeutinnen und Mentorinnen haben mich auf diesem Weg begleitet. Das Buch, das ich in dieser Woche in meinen Händen halten werde, ist die Essenz aus der Auseinandersetzung mit der Geschichte meiner Mutter.

Ich bin quasi ihre Biografin und Erzählerin. Aus allem, was sie mir geschrieben hat, ist ein Bild geworden und aus diesem Bild habe ich eine fantastische Geschichte geschrieben, die ein unvorhergesehenes Ende hat. Mehr verrate ich an dieser Stelle noch nicht.

Es ist eine leise, kleine Geschichte geworden, die das innere Kind sofort spürt.

 

Für mich ist es wichtig geworden, meine eigene Geschichte zu erzählen, sie zu teilen und so Anker zu schaffen, für andere Geschichten, die sich damit verbinden und wir so in eine neue Geschichte wachsen können und auch sollen.

Das innere Schweigen wird so gebrochen und es muss nichts mehr zurückgehalten werden. Kein Gefühl, kein Gedanke, kein Wort. Ehrlich mit sich selbst sein. So könnte man das nennen. Und diese Ehrlichkeit in einer Haltung nach aussen tragen.

Wenn Du Lust hast, dann lade ich Dich ein am 22. Juli um 18:00 in meinen Zoom Raum zu kommen. Paula & Theo habe ich auch eingeladen und wir werden gemeinsam ein Stück meines Weges mit Dir teilen. Hier ist der LINK für die kostenfreie Teilnahme:

https://us02web.zoom.us/j/88396684418?pwd=eVdScmNid2RIYXVOa3JuS2ZmVjVHQT09

Paula & Theo haben schonmal den sommerlichen Tisch gedeckt

Vielleicht spürst Du in Dir selbst auch eine Geschichte, die darauf wartet erzählt zu werden. Darüber könnten wir sprechen … am Donnerstag ab 18:00.

Für mich schließt sich gerade ein großer Kreis und setzt eine ungeahnte Energie und Freude frei. Die teile ich gerne mit Dir!

Gudrun

 

Drinnen oder Draussen: Die Zugehörigkeitsschleuse

Drinnen oder Draussen … wer entscheidet eigentlich, ob man dazugehört oder eben nicht? Wer stellt dafür die Kriterien auf und achtet auf deren Einhaltung? Für wen sind diese Kriterien eigentlich gemacht und für wen sind sie wichtig? Zugehörigkeit ist eine der zentralen, wenn nicht die zentrale Bedingung im Leben aller Kreaturen. Auch für uns Menschen. Es hat lebensbedrohliche Konsequenzen, wenn wir nicht dazugehören.

Wir sind bei Blogartikel n° 9 meiner Serie über die Krisenkraft der Kriegsenkelinnen.

„Drinnen oder Draussen: Die Zugehörigkeitsschleuse“ weiterlesen

Wenn Erwartungen zu eng anliegen oder: Das Energiekorsett

Als Korsett (von französisch corset, ursprünglich Diminutiv von altfranzösisch cors „Körper“) wird ein steifes, zur Unterkleidung gehöriges Kleidungsstück bezeichnet, das eng am Oberkörper anliegt und diesen der jeweils geltenden Modelinie entsprechend formen soll. Das habe ich bei Wikipedia gefunden.

Der perfekte Einstieg heute in Blogartikel n° 8 meiner Serie über die Krisenkraft der Kriegsenkelinnen.

12 Wochen 12 Beiträge 12 Themen rund um Kraft und Lebenskompetenz und das Ankommen in der eigenen Lebensspur in Krisenzeiten wie diesen gerade, als Kriegsenkelin

Heute Thema n°8

„Wenn Erwartungen zu eng anliegen oder: Das Energiekorsett“ weiterlesen